Jürgen S. Jansen

...und action!

 

Ein Grußwort des Chorleiters.

Dass es in Bochum-Werne einen Männerchor in weinroter Uniform gibt, ist mir schon sehr lange bekannt. Wie es aber um die gesanglichen Qualitäten bestimmt ist, dies wurde mir erst vor einigen Jahren bewusst, als ich, scheinbar sichtlich interessiert, einem Auftritt beim Gemeindefest lauschte. Ich bin mir darüber im Klaren, dass die typische Männerchorliteratur, bestehend aus Volks-, Wander- und Trinkliedern, nicht mehr unbedingt zu dem gehört, was Männer unterhalb einer bestimmten Altersgrenze heute zu ihrem Musikgeschmack zählen würden. Bei mir ist das anders – und dieser Eindruck blieb den Männern der Einigkeit bei besagtem Gemeindefest offensichtlich nicht verborgen. Denn als schlagartig ein neuer Chorleiter gesucht wurde, erinnerte man sich: „Da war doch mal so ein junger Mann bei unserem Auftritt im Erich-Brühmann-Haus…“. Der Rest ist mittlerweile Geschichte. Ich habe mir die Sache zunächst durch den Kopf gehen lassen und mich dann dazu bereit erklärt, zumindest das nächste Weihnachtskonzert zu leiten. Ich weiß nicht genau, wie lange das nun her ist. Jedenfalls bin ich heute immer noch da – und zwar sehr gerne!

Der Männerchor „MGV Einigkeit 1879 Bochum-Werne“ ist ein ganz besonderer Verein: Ein Verein mit langer Tradition, viel Herz, großer Kameradschaft und gelebter Brüderlichkeit. Wie auch sonst wäre es denkbar, dass der Chor nunmehr auf eine bald 150-jährige Geschichte zurückblicken kann? In dieser Zeit begründet Bismarck die Sozialversicherung, zwei Weltkriege hinterließen eine Zerstörung unvorstellbaren Ausmaßes, das Grundgesetz wurde verabschiedet, auf die goldenen zwanziger Jahre folgte die Weltwirtschaftskrise, die Bundesrepublik Deutschland wurde gegründet und Deutschland geteilt, die Berliner Mauer wurde gebaut und später wieder geöffnet, Kennedy hielt seine berühmte Rede vor dem Rathaus Schöneberg in Berlin, Deutschland wurde viermal Fußball-Weltmeister, viele Bundeskanzler und Präsidenten kamen und gingen. Kurz gesagt: in 150 Jahren ist viel passiert, der MGV Einigkeit hat all dies miterlebt und existiert bis heute!

Und obwohl man Altbewährtes bekanntlich nicht verändern sollte, haben Dieter Schoss und ich es uns doch vorgenommen, an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen. Das Repertoire wird kontinuierlich erweitert, bereits einstudierte Lieder ein wenig umarrangiert und modernisiert, wir haben ein paar neue Chormitglieder gewonnen (was heutzutage leider eine große Seltenheit ist), bei Konzerten werden wir regelmäßig von weiteren Sängern unterstützt, Stefan Wessels ist bei wichtigen Auftritten stets mit Saxophon und Akkordeon dabei, wir haben inzwischen einen eigenen Tontechniker, einen Perkussionisten und eine zeitgemäße Technik samt Keyboard, wir standen sogar mit Kathy Kelly und dem jungen Sinfonieorchester aus Köln auf der Bühne. Und das Wichtigste: Wir sind und leben die Einigkeit!

Doch bei allen Neurungen gilt für mich ein Grundsatz: Gut ist, was dem Zuhörer gefällt! Es muss nicht immer traditionell sein, denn es scheint so, dass das Publikum von heute schunkeln und mitsingen möchte. Nicht immer, aber doch so oft es geht. Es müssen auch nicht immer Silcher oder Schubert sein und ja, manchmal kann auch ein simpler, zweistimmiger Satz genügen, wenn es den Menschen nur gefällt. 

Sicherlich, es gehört zu den Erfahrungen, die wohl jeder in seinem Leben bereits gemacht hat: Man kann es nie allen recht machen! Aber wie der deutsche Schriftsteller Georg Christoph Lichtenberg schon sagte: 

„Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“ 

In diesem Sinne, auf weitere schöne Jahre!

Ihr/Euer Chorleiter

 

Jürgen S. Jansen

 


Über mich

Geboren 1984 in Bochum. Und bis heute hier geblieben. Verheiratet. Eine Tochter. 

Beruf

Lehrer für die Fächer Musik und Evangelische Religionslehre an einem Bochumer Gymnasium.

Und sonst?

Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu machen. (Aristoteles)